Zwei Modelle, zwei Denkweisen – beide mit klarer Berechtigung
Im Bau- und Montaggeschäft haben sich zwei grundlegende Abrechnungsmodelle etabliert: Regiearbeit und Akkordarbeit. Während Regiearbeit nach effektiv geleisteten Stunden abgerechnet wird, basiert der Akkord auf einer mengenbezogenen Vergütung – meist nach installierten Modulen, Laufmetern Kabel oder montierten Trägerprofilen.
Beide Modelle haben ihre Stärken – und je nach Projekttyp, Bauherr und Teamstruktur ist mal das eine, mal das andere im Vorteil. Entscheidend ist, dass Solarteure den Unterschied nicht nur wirtschaftlich, sondern auch organisatorisch bewerten – besonders dann, wenn sie mit Subunternehmen zusammenarbeiten.
Akkordarbeit: Effizienz, Planbarkeit und klare Leistungseinheiten
Akkordarbeit ist besonders dann interessant, wenn der Projektumfang klar definiert, die Rahmenbedingungen stabil und die Ausführung standardisiert ist. Ein typisches Beispiel: eine Flachdachanlage mit Unterkonstruktion in Serienmontage, inklusive DC-Verkabelung. Hier lässt sich der Leistungsumfang präzise erfassen – z. B. in €/kWp oder €/Modul – und die Subunternehmer können ihre Teams auf maximale Effizienz trimmen.
Für den Auftraggeber bietet der Akkord ein hohes Maß an Kalkulationssicherheit. Es gibt keine Diskussionen über Pausenzeiten oder unproduktive Stunden, und die Motivation des Montageteams ist in der Regel hoch – weil sich Schnelligkeit auszahlt.
Wichtig ist allerdings: Der Akkord funktioniert nur, wenn das Material vollständig vor Ort ist, keine relevanten Planänderungen mehr erfolgen und die Baustelle reibungslos vorbereitet ist.
Regiearbeit: Flexibilität bei Komplexität
Nicht jede Baustelle lässt sich in standardisierte Mengeneinheiten pressen. Gerade bei Bestandsanlagen, Sonderlösungen oder schwierigen Dachkonstruktionen mit aufwendiger Unterkonstruktion ist es sinnvoller, in Regie zu arbeiten.
Hier profitieren beide Seiten von der Flexibilität: Der Subunternehmer kann auf unvorhergesehene Situationen reagieren – z. B. Anpassungen bei der Kabelführung, nachträgliche Änderungen am Stringplan oder Abstimmungen mit dem Elektriker – ohne sofort in die Nachverhandlung gehen zu müssen.
Für den Solarteur bedeutet das zwar weniger Kalkulationsgenauigkeit, dafür aber ein geringeres Risiko von Spannungen und Reibungsverlusten, wenn sich die Realität auf der Baustelle mal wieder nicht an den Plan hält.
Mischmodelle und Tagespauschalen als praktikable Zwischenlösung
In der Praxis haben sich auch Mischmodelle etabliert. Beispielsweise werden die Hauptmontagearbeiten im Akkord vergeben, während bestimmte Zusatzleistungen – etwa Dachrandabsicherung, Baustellenlogistik oder Koordination mit Dritten – nach Aufwand abgerechnet werden.
Manche Subunternehmen bieten auch Tagespauschalen an, insbesondere wenn eine gewisse Mindestleistung erwartet, aber keine punktgenaue Mengenerfassung garantiert werden kann.
Solche Lösungen sind besonders für mittelgroße Betriebe attraktiv, die standardisierte Prozesse mit einem gewissen Maß an Flexibilität kombinieren wollen.
Fazit: Das passende Modell hängt vom Projekt ab – und vom Partner
Weder Akkord noch Regie ist per se besser – es kommt auf das Projekt, die Rahmenbedingungen und das Vertrauen zwischen Auftraggeber und Subunternehmer an.
Gute Subunternehmen beherrschen beide Modelle und können flexibel auf die Anforderungen der Baustelle eingehen. Wichtig ist, dass die Wahl des Abrechnungsmodells bewusst getroffen wird – nicht aus Gewohnheit, sondern basierend auf den tatsächlichen Anforderungen vor Ort.
Wer diese Entscheidung sauber trifft, spart nicht nur Kosten – sondern vermeidet auch Konflikte, verbessert die Zusammenarbeit und steigert letztlich die Qualität der gesamten Montage.
Abonnieren Sie handwerker-services
Holen Sie sich die neuesten Posts in Ihren Posteingang. Kein Spam, jederzeit abbestellen.
Neueste
Mehr von der Seite
Remco Livain
solar
Hinwil denkt praktisch: Gemeinsam sanieren, gemeinsam profitieren
Hinwil hat Platz – und ungenutztes Potenzial auf den Dächern In Hinwil stehen viele Liegenschaften, die zwischen 1980 und 2000 gebaut wurden – solide Substanz, aber oft mit deutlich veraltetem energet
Beitrag lesen
Remco Livain
solar
Greifensee nutzt die Nähe – und das Potenzial am Dach
Wenn viele Eigentümer vor derselben Herausforderung stehen Greifensee ist kompakt, durchmischt – und geprägt von Gebäuden, die in einem engen Zeitraum errichtet wurden. Viele Wohnanlagen, Reihenhäuser
Beitrag lesen
Remco Livain
solar
Herrliberg denkt weiter: Energieeffizienz ohne Kompromisse
Hochwertige Liegenschaften – mit stillen Schwachstellen Herrliberg steht für Exklusivität, Seelage, Privatsphäre – und hochwertige Immobilien. Viele dieser Liegenschaften wurden in den 70er- und 80er-
Beitrag lesen